Event Horizon

von
André Wyrwa

Zu dieser Kritik muß ich eine Anmerkung machen, nämlich die, daß ich den Film als Sneak-Preview in O-Ton gesehen habe. Daraus läßt sich ableiten, daß meine mangelhaften Englisch-Kenntnisse natürlich dazu führten, daß hier und da diverse Verständnislücken des verbalen Materials auftraten. Allerdings hielt sich dies hier in Grenzen. Außerdem fehlt hierbei natürlich die Synchro-Komponente, die doch viel in einem Film zerstören kann. Aber ich leg einfach mal los.

Der Titel dieses Werkes ist "Event Horizon" und das wird auch der deutsche Titel sein, ein Poster hab' ich nämlich schon erblicken können. Und wie dieses auch sofort ersichtlich machte, handelt es sich dabei um Science Fiction - zunächst zumindest.

Alles fängt erstaunlich gut an, obgleich es gerade zu Beginn sehr an Alien erinnert. Mit viel Stimmung, beeindruckender Kameraführung und sehr schönen Special-Effects wird der Kinogänger in eine relativ nahe Zukunft eingeführt, nämlich ins Jahr 2047.

Bevor er aber in diesen Genuß kommt, wird er gleich gewarnt, durch eine kurze Szene, die aber den ganzen Film zu repräsentieren vermag und die sich auch sofort ins Gedächtnis einbrennt...

Eine Kamera zoomt in die düstere Commandobrücke eines Raumschiffes, über ein paar Konsolen hinweg. Hinter einer zentralen Konsole sieht man im Gegenlicht, das von der gegenüberliegenden Wand kommt, den schwarzen Umriß eines menschlichen Körpers, der in Schwerelosigkeit rotiert. Die Kamera zoomt immer weiter heran, nun fällt Licht aus einer anderen Richtung auf den Körper und seine Mißgestaltetheit wird kurz aber einprägsam sichtbar.

Schnitt.

Wie gesagt geht es ruhig weiter. Wir befinden uns an Bord eines Rettungsschiffes, das von der Erde zum Neptun startet, da von dort ein Signal der seit sieben Jahren verschollenen "Event Horizon" aufgefangen wurde. Nicht sehr hoch motiviert bricht die militärisch anmutende Besatzung auf und findet tatsächlich das alte Schiff, eine Mixtur aus der 2001-Zigarre und einem "Bird of Prey", die man aus StarTrek kennt, die wirklich einiges hermacht. Spätestens hier beginnt ein fesselnder Spannungsfaden, der bis zum Ende dieses Filmes nicht mehr abreißen soll.

Die Idee hinter der Story, nämlich die Öffnung eines Loches in eine Welt (die Hölle), aus der das Grauen persönlich in unsere gelangt, ist alt, wurde aber interessant variiert.

Sehr schnell stellt sich heraus, daß die Kategorisierung als Science-Fiction etwas voreilig war, daß dieser Film noch wesentlich mehr in Richtung Horror geht, als Alien, daß er sogar eher Horror als Science-Fiction ist, nur eben kein Spinner-Horror, sondern wirklich spannender ernsthafter Thrill.

Spätestens bei dieser Erkenntnis hat man die ersten ekligen Szenen bereits gesehen...eine mit Gedärmen, Blut und Knochen verklebte Cockpitwand, eine schwerelos treibende, entstellte Leiche ohne Augen (die aus der ersten Szene) und das ist erst der Anfang. "Event Horizon" ist das schlichte Grauen, die filmische Inkarnation krankhaftester Fantasien.

Das ganze entwickelt sich ziemlich heftig, und so bekommt man - gottseidank nur sehr kurz - die ekligsten Entstellungen gezeigt, die man sich nur denken kann. Der bekannte aufgeschlitzte Polizist in "Das Schweigen der Lämmer" ist vergleichsweise harmlos dagegen.

Das alles dient durchaus der Story, wird benötigt, um die Stimmung zu erhalten, aber dennoch hätte es nicht in diesem Maße sein müssen. "Event Horizon" ist sicher eine Herausforderung an Masken- und Kulissenbildner gewesen, aber vielleicht hätten sie weniger ehrgeizig sein sollen.

Auch störend empfand ich die übertriebene Sprücheklopferei, die zwar teilweise aufheitert, in dieser Häufung aber zu platt wirkt. Am Ende hat man somit ein einziges Space-Gemetzel, rein technisch durchaus genial, allerdings mit einer zu einfachen Story, zu oberflächlichen Rollen und zu viel Blut, dessen Bilder aber noch ein Weilchen durch den Kopf geistern.

Gelungen allerdings ist das vorhersehbare Ende, das einem auch dank der Wahl der End-Title-Musik nochmal ein kleines versöhnendes Lächeln abzuringen weiß, da es wirkt, als wolle der Regisseur uns sagen: "Nehmt's nicht so tragisch, ist halt nur so'n Horror-Quark".

Im übrigen ist mir die restliche Filmmusik nie aufgefallen, was einerseits für sie selbst, andererseits für die Spannung des Films spricht.


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